Kategoriarkiv: Kleingruppe

Wenn etwas schiefgeht

Wenn etwas schiefgeht – an wen kann man sich dann wenden? Viele Menschen antworten spontan, dass sie sich an ihre Familie wenden würden. Doch nicht jeder hat eine Familie. Und Familienmitglieder sind nicht immer erreichbar. In manchen Situationen möchte man auch nicht unbedingt die Familie einbeziehen.
Die zweite Alternative wäre ein zuverlässiger Freund. Wenn man zu einer Gemeinde oder einem Heilsarmeekorps gehört, dann sollte das ein Ort sein, an dem man Freunde findet und Hilfe bekommt. Irgendjemand wird wissen, wie man einen Computer repariert, jemand anders kann zuhören und zu persönlichen Fragen beraten und andere haben andere Fähigkeiten.
Die Frage ist aber, wie finde ich heraus, wem ich verschiedene Anliegen anvertrauen kann? Hier möchte ich besonders eine Antwort betonen: Man kann einander in einer Kleingruppe* kennenlernen. Ich erzähle Ihnen ein Beispiel, das ich kürzlich erlebt habe.
Ich stand auf dem Bahnsteig im Frankfurter Hauptbahnhof und wartete auf meinen Abendzug nach Köln. Der Bahnsteig war merkwürdig leer, und dann hörte ich die Ansage, dass der Zug aufgrund technischer Probleme ausfiel.
Ich ging zum Informationsschalter und dort buchte man mich auf einen anderen Zug um, der bald auf Gleis zehn abfahren würde. Es war eine Regionalbahn, die mich zum Flughafen bringen würde. Dort sollte ich dann umsteigen. Ich stieg in den Zug und war unterwegs.
Nach zwanzig Minuten merke ich, dass etwas nicht stimmt. Wir hätten inzwischen ankommen müssen. Die Leute neben mir informieren mich, dass dieser Zug in eine völlig andere Richtung fährt.
Beim nächsten Halt springe ich aus dem Zug und erwische noch schnell einen Zug zurück. Dieser Zug ist verspätet, sonst hätte ich eine weitere Stunde warten müssen. Ich schaue auf der Deutsche-Bahn-App nach und sehe, dass ich auf Gleis sechs eine andere Verbindung nach Köln erreichen kann. Ich renne zum Bahnsteig, höre die Ansage, dass der Zug abfährt, steige ein und lasse mich atemlos in einen Sitz fallen.
Dann kommt die Ansage: „Willkommen im Intercity nach Dresden. Nächster Halt ist Fulda.“ Oh neiiiiin! Das ist wieder der falsche Zug. Bei der allgemeinen Verwirrung durch Verspätungen und Gleisänderungen am Bahnhof und innerlich nicht in der besten Verfassung, um ruhig und konzentriert zu agieren, habe ich die Informationen und die Zeit nicht richtig überprüft. Was jetzt? Es ist 21.45 Uhr abends!
Ich wollte auf keinen Fall weiter nach Osten fahren. Würde ich noch irgendeine Zugverbindung nach Köln erwischen oder sollte ich besser irgendwo übernachten? Fulda war nicht allzu weit von Kassel entfernt. Ich hatte eine Bekannte in Kassel, die ich besonders im Frauen-Bibelkreis in meinem Korps kennengelernt hatte.
Jemanden zu kennen ist eine Sache, ihn anzurufen, dass man um Mitternacht auftauchen wird, um auf seinem Sofa zu schlafen, ist eine andere Sache. Doch das ist die Frucht einer Kleingruppe. Man erfährt, auf wen man sich in welcher Sache verlassen kann. Dann also Kassel. Und dank der 40-minütigen Verspätung eines Zugs nach Berlin würde ich auch die letzte Verbindung nach Kassel erreichen.
Das Sofa war bequem, die Gesellschaft war angenehm und am nächsten Morgen konnten wir mit der Frau am Ticketschalter lachen, die mir eine Fahrkarte über Hannover nach Köln ausstellte. Vier Stunden später kam ich dann an meinem Ziel an.
Habe ich schon einmal erwähnt, dass ich gerne mit dem Zug reise?

*Eine Kleingruppe kann unterschiedlich aussehen. Das kann ein Hauskreis sein, in dem man gemeinsam in der Bibel liest, sich über Lebensthemen austauscht und miteinander betet. Es kann aber auch ein Leitungsteam sein, eine Musikgruppe usw. Die Gemeinsamkeit besteht darin, dass gegenseitiges Vertrauen herrscht, dass man sich gegenseitig unterstützt und dass man zu einem gemeinsamen Zweck zusammenkommt.